
Leider ist dieser schöne Blog etwas eingeschlafen. Aus Mangel an veröffentlichungswürdigem Material kann dies sicherlich nicht liegen. Wenn man auch die Frequenz und Quantität der Beiträge deutlich reduziert, so sollte vielleicht doch jeder Mitbetreiber versuchen, mindestens einen Beitrag pro Monat zu leisten. Da kommt man dann doch am Ende eines Jahres auf gut 40 postings. Und das wäre durchaus lesens -und lobenswert.
Ich breche nun das Eis mit einem bizarren Fund. In einer Rocksingle und Beatles Coverversion von KATFISH von 1975 fand ich dieses feine Kleinod. Ich gehe einfach einmal davon aus, dass der Käufer dieser Schallplatte, nach Verlassen der Heiliger und Kleutgens oder Jansen oder Horten oder Fleschenträger oder Pach Kaufräume, einen weiteren unterhaltsamen Zeitvertreib suchte und höchstwahrscheinlich auch fand.
An ein ‚pam-Kino‘ kann ich mich leider nicht mehr erinnern, aber der Hinweis eines Freundes, dies könne doch die Abkürzung für ‚porn adult movie‘ sein, würde sehr gut zu meiner Vermutung passen, dass im CINEMA selber eher deftigere Sexfilmchen liefen und es ein weiteres kleines ‚Hardcore-Programmkino‘ gegeben hat, wo man dann einen erhöhten Eintritt zahlen musste (10 DM waren 1975 für eine Kinovorstellung schon recht ordentlich) und dafür neben dem Entgelt für die Filmvorführung entweder noch Sekt und Schokolade oder andere Dienstleistungen erhielt. Weitere sachdienliche Aufklärungskommentare sind mehr als erwünscht.
die filmchen im cinema pam, neben der bier bar gelegen, waren durchaus heftigerer natur. daher wurden die gerade laufenden titel auch nicht beworben. man erfuhr lediglich daß gerade der 376. film oder so lief. lustig ist auch das die kassiererin die mutter meines besten freundes war…
Kommentar von Karl Pach — 9. November 2010 @ 12:22 pm
Als dienstältester Platten- und Sexspezialist hiererorts kann ich das Mysterium der Single in Verbindung mit dem Pam-Kino vollständig aufklären. Die Sache verhält sich folgendermaßen. Mitte der 70er kamen aufgrund eines neuen Bundesgesetzes hierzulande die sog. Pam-Kinos auf, die, wie schon richtig vermutet, ganz eindeutige Pornofilme zeigten, was vorher nicht so ohne weiteres legal war. Nun enthielt aber dieses neue Gesetz eine Klausel, die besagte, daß man … UND JETZT KOMMT'S, ALLES EHRLICH WAHR, KEINE JECKEREI … also, daß wenn man einen Schweinkram verkauft, man gleichzeitig zum mindestens selben Preis etwas Anständiges verkaufen muß. Das erste Aachener Pam-Kino (am Hansemannplatz) löste dieses Problem nun auf folgende Weise. Im Foyer war ein Automat aufgestellt, aus dem man für 5 Mark eine Single ziehen mußte, die dann an der Kasse (nach einer weiteren Zahlung von 5 Mark für den Film) mit Datum abgestempelt wurde. Damit ist jetzt auch ein weiteres bizarres Rätsel gelöst, nämlich das, wieso in Aachener Secondhandplattenläden soviele Singles (in weißer Hülle) mit Datumsstempeln kursierten. Ich selbst hatte sogar besonders viele dieser Platten, und zwar nicht, weil ich etwa dreimal täglich im Kino war, sondern weil die meisten Besucher keinerlei Interesse an den Singles hatten und sie einfach im Kino liegen ließen, so daß ich nach Ende des Films nur durch die Reihen zu gehen brauchte, um das Zeugs einzusammeln, so zwischen 10 und 20 Stück jedesmal. So und nicht anders war's! LUSTIG, GELL?
Kommentar von Dr. Fu Man Chu — 26. November 2010 @ 9:35 pm
Paul, das ist wirklich total bizarr. So was hab ich noch nie gehört. Dass man vielleicht ne Cola zusätzlich kaufen muss: ok, aber`ne Single -und die dann mit ins Porno-Kino nehmen?! Wer kommt auf sowas?! Waren das immer verschiedene Platten? Konnte man sie aussuchen oder war das wie eine Wundertüte?
Kommentar von Allo — 26. November 2010 @ 10:54 pm
Also, das ist mal ein Kommentar!!
Kaum zu glauben die Story. Tja, mir fehlen offensichtlich wieder mal 3-4 Jahre, die ich zu spät geboren wurde, um ähnlich skurille Erfahrungen zu machen.
Kommentar von Babula — 27. November 2010 @ 4:14 pm
Zugegeben, aus heutiger Sicht klingt das alles etwas abstrus, aber man muß bedenken, daß damals hierzulande die Liberalisierung der Pornografie erst begann und der Gesetzgeber zierte sich natürlich … sowas treibt ja immer die schönsten Blüten. Hierzu zählt auch, daß der Titel des Films nicht öffentlich genannt werden durfte, sondern nur sowas wie „ab Montag 87.Film“. War natürlich nicht schlimm, weil es ja ohnehin keiner gekannt hätte, ganz zu schweigen davon, daß es auch piepegal ist, Pornos gehen ja schließlich alle gleich. 😉
Vor dieser Zeit war es übrigens nahezu ausgeschlossen, derlei Material zu Gesicht zu bekommen, und Lederhosen/Dirndl-Filme bzw. Schulmädchen-Reporte zählen ja wohl kaum.
Es ist natürlich klar, daß der Eintrittspreis fürs Kino 10 Mark war und die Single nur wegen der genannten Klausel dabei war. Warum nun ausgerechnet eine Platte? Darüber kann ich nur Vermutungen anstellen, allerdings gut nachvollziehbare. Ein Getränk oder Gummibärchen wären womöglich nicht „anständig“ gewesen, also wenn man sie für 5 Mark verkauft hätte, und eine Single kostete ja damals so um die 5 Mark. Ich denke aber, daß der Grund viel einfacher ist, nämlich der Verdienst an der Sache. Man bekam freilich nicht die neuesten Hits, sondern den Ramsch vom letzten Jahr bzw. englische Pressungen ….. auf jeden Fall war das so'n Zeugs, das der Kinobetreiber zu tausenden einkaufen konnte für etwa 30-50 Pfennig pro Stück. War auch meistens (aber nicht immer) nur in einer neutralen weißen Hülle und aussuchen konnte man sich's auch nicht. In dem Automat waren die Platten zwar zu sehen, aber (ohne Cover) eh nur schwerlich zu erkennen, jaja das Label vielleicht, aber egal wie, es waren sowieso immer nur höchsten 4 oder 5 verschiedene Titel, die zudem ohnehin niemand kannte. Also, wenn ich da so 20 Platten eingesammelt hatte, waren … hm, sagen wir mal 7 Stück von derselben „Johnny Rivers“ Single dabei. Ich erinnere mich auch, daß der Automat irgendwann abgeschafft wurde und man der Kassiererin nur noch 10 Mark gab und sie drückte einem dann irgendeine Single in die Hand, allerding immer mit Tagesstempel!
Kommentar von Dr. Fu Man Chu — 28. November 2010 @ 6:57 pm
Noch ein paar Ergänzungen aus meiner Erinnerung zum Namen „PAM“ – stammt ja aus der gleichen Ecke wie der ältere Beitrag über den Strich an der Neupforte, und auch da war mir ja einiges haften geblieben.
Eigentlich kam diese Bezeichnung meines Wissens nach von „Pub and Movie“, weil in anderen Städten der oben bereits erwähnten skurrilen gesetzlichen Bestimmung durch den Verkauf von Getränken gekoppelt mit dem Eintritt Genüge geleistet wurde. Mag sein, dass in Aachen den entsprechenden Damen und Herren, die bei der Stadt für die Genehmigung des Betriebs zuständig waren, Getränke nicht anständig genug waren, vor allem dann, wenn sie auch noch alkoholischer Natur waren.
Im Volksmund hatte sich die scherzhafte Übersetzung „Pappa auf Mamma“ (Hat mir meine Frau gerade noch lachend bestätigt…) hierfür breit gemacht- vielleicht deswegen, weil sich manch braver Familienvater dort Appetit auf die Hausmannskost und auch manche Anregung für die Gestaltung der ehelichen Kontakte holte. Gab damals halt noch keine Privatsender…
Die Lokalität am Hansemannplatz war wohl einerseits ausgewählt worden, weil dort ein Kino dicht gemacht hatte, andererseits der zweit- (oder vielleicht auch dritt-) -klassige Strich in der WBG/am alten Bushof in unmittelbarer Nähe lag und man aus der Ecke auf Kundschaft hoffte. In der Wirichsbongardstraße standen fast nur Damen mit langjähriger Berufserfahrung, und wenn die grünen Männchen (in Zivil „De Schmier“ genannt) kamen, dann verschwand man schnell im Anker. Dort stand für die Damen immer ein angetrunkenes Glas auf der Theke, damit die Polizei keine Handhabe gegen die Damen hatte – war doch an dem Glas klar ersichtlich, dass sie nur kurz aus der Gaststätte herausgegangen waren, um unbelauscht miteinander reden zu können. Ein Schelm, wer Böses unterstellt.
Ein Studienkollege hatte dort eine Bude in der 1. Etage (unten war meiner Erinnerung nach eine Schneiderei im Haus – das vorletzte Haus links vor der Ampel), und wir haben oft am Fenster gehangen und Tränen gelacht über den lautstarken Austausch der Damen untereinander bezüglich der letzten beruflichen Aktivitäten. War eine Schule fürs Leben…
Kommentar von Anonymous — 24. Dezember 2010 @ 6:50 pm
Fand diesen Blog im Zusammenhang mit der Popfestivalausstellung, demnächst von mir vielleicht mehr (bin altes Aachener Underground-Urgestein :-)). Zum PAM Kino am Hansemann habe ich eine nette Anekdote: 1975 war ich 23 und sexuell bestens ausgelastet, daher war mir das PAM Kino nur von außen ein Begriff. Ein Freund von mir und seine Freundin hingegen gingen dort häufig zusammen hin, was immer die da auch trieben. Eines Tages erzählte er mir davon und auch von den seltsamen Eintrittsmodalitäten. Damals gab es eine Schachtel Pralinen als Alibi. Er erzählt mir das also, und ich frage „Was denn für Pralinen?“, und da macht er den oberen Teil des Wohnzimmerschranks auf, und heraus fallen dutzende Pralinenschachteln auf den Boden, der Schrank war wirklich zum Bersten voll, und mein Freund sagt trocken: „Solche.“ Werde ich nie vergessen …
Kommentar von Urgestein — 17. September 2011 @ 2:49 pm
…klingt gut! Mehr davon.
Kommentar von Allo — 31. Oktober 2011 @ 6:59 pm
cheveux noirs
DAS pam KINO IM CINEMA AACHEN | Aachener Untergrund Kultur
Trackback von cheveux noirs — 23. September 2014 @ 6:08 am
Ich habe Ende der 70er Jahre als Vorführer in „dem (PAM) Kino“ gearbeitet. Kann grundsätzlich die Eintrittsmodalitäten bestätigen, hier noch ein paar Ergänzungen:
-anfänglich wurden für DM 5,– Sexmagazine verkauft und durch zusätzliche DM 5,– konnte der Eintritt in die Filmvorführung erworben worden.
-ausserhalb der damaligen gesetzlichen (!) Öffnungszeiten musste der Automat bedient werden, dann gab es die eine Schallplatte. Nicht immer mit weißem Cover, manchmal auch mit dem Originalcover; auf jeden Fall mehr oder weniger Ladenhüter, die in großer Menge für kleines Geld vom Kino im bundle gekauft wurden
-es gab dann ein Problem mit der wohl doch sehr katholischen Justiz, die meinte, dass Heftchen (=lesen) oder Schallplatte (=hören) nicht im Zusammenhang mit einem Kinobesuch gebracht werden könnten. Da kam dann die Zeit der Pralinen auf….
-Sehr viele Besucher haben die Pralinen an der Kasse liegen gelassen oder spätestens immer noch ungeöffnet im Saal. Auf jeden Fall hatten wir (=Personal) Unmengen an Pralineschachteln zu Hause und es ergab sich -Neudeutsch- am Ende des Tages immer noch ein guter Überschuß für den damaligen Chef,
-Direkt vor der Kasse (mit Sichtschutz) gab es ja die Ampel., wenn diese ROT zeigte, kam fast nie jemand an die Kasse, da ja die wartenden Autofahrer/Businsassen genügend Zeit hatten, sich das Treiben vor dem Koni anzuschauen 😉
Auf jeden Fall war es eine lustige und auch schöne Zeit, als Student hat mir der Zuverdienst SEHR gut getan….
Kommentar von Klaus D. — 6. Oktober 2017 @ 6:12 am