Aachener Untergrund Kultur

27. Juni 2011

Neuropäpste Live

Filed under: Aachen-international, Avantgarde in Aachen, Trickbeat — karl pach @ 7:32 am

Vom Künstlerduo Neuropäpste aus Rotterdam kann bei youtube ein Auftritt, welcher am  24.Juni 2011 stattfand, bestaunt werden. Was die Neuropäpste für unseren Blog interessant macht ist deren Hingabe zum Aachener Liedgut. Beim Aachener Kleinlabel Eigenbau Records debütierten die Neuros bereits auf einem Sampler mit Interpretationen von Honduras Mahogany und Trickbeat Stücken. Beim aktuellen Auftritt geben sie u. a. Trickbeats „Fucker pays the Bill“ zum Besten.

Hocherfreulich daß sich zeitgenössische Künstler vergangener Aachener Experimentalhits annehmen!

17. Juni 2011

Verstörende Geschichten aus der Welt der Schmerzen und des Wahnsinns

Filed under: Aachen bizarr, Aachener Untergrund — Dieter Antonio Schinzel @ 4:45 pm

DämonentränenFleisch

Peter Lancester (auch: Peter zu Eulenburg-Lancester), bürgerlich Peter Dobrovka, drückte einmal mit dem Schreiber dieser Zeilen die Schulbank des Kaiser Karls-Gymnasiums, interessiert uns hier allerdings als Aachener Autor und Verleger von Fantasy-Sex-Horror-SciFi-Büchern.

Als Zwölfjähriger führte er die „MAD“-Comic-Parodie von Star Wars als Schultheaterstück mit Darth Vader-Plastikhelm auf. Schon damals baute er sich seine eigene Welt in ausufernden Fantasiegeschichten, die mit eigensinnigem Humor und wissenschaftlichen Exkursen gespickt waren. Wie wir nun wissen, hielt ihn auch seine Doktorurkunde der Neurochirurgie nicht lange im bürgerlichen Beruf. Der Eisenbahnfan begann, das Computerspiel „3D Transport Tycoon“ zu schreiben, worüber offenbar seine Ehe zerbrach. (Im Netz ist dies ausführlich dokumentiert: „Dr. Dobrovka hat zu diesem Zeitpunkt übrigens eine 90-Stunden-Woche [arbeitet allerdings nicht als Arzt, sondern als Software-Entwickler].“ Beim anschließenden Sorgerechtsstreit bescheinigte das Jugendamt „beiden Eltern Unfähigkeit zur Erziehung ihrer Kinder“.)

Das blaue Portal

2003 gründete Dobrovka/Lancester den Eldur-Verlag mit zwei Romanen aus eigener Feder, „Avalon“ und „Die Eiserne Hand“. Hinzu kamen Bücher von Schreibern, die aus dem Umfeld des Horror-Forum zu stammen scheinen, auf dem auch Dobrovka regelmäßig mitdiskutiert. 2004 nahm er das Lancester-opus magnum „Chronik der Anderwelten“ in Angriff. Wir zitieren die Rezension des ersten Anderwelt-Epos „Das blaue Portal“ von phantastik-news.de:

Burg Grauenfels in Hessen: Hier leben Otto und Eugenia mit ihrer Tochter Eva und Ottos etwas seltsamem Bruder Friedrich. Eines Tages öffnet sich im Weinkeller der Burg eine Geheimtür, aus der sprechende, menschenähnliche Pferde auftauchen. […] Peter Lancester ist dabei das Pseudonym des Herausgebers bzw. Verlagschefs Peter Dobrovka, was witzig ist, hat doch jener Peter Dobrovka auf der Eldur-Homepage ein abmahnendes Pamphlet über Eigenverlage geschrieben. […] Der Autor selber ist der Meinung, dass sein Werk „in puncto Komplexität und Tiefe den Vergleich mit Tolkien nicht scheuen muss“ (Dobrovka über Lance…, äh, Dobrovka auf der Eldur-Homepage).

Über „Die Chroniken der Anderwelten 2: Unterm Doppelmond“ erfährt man auf victorypoint.de:

Unterhessen ist keine freundliche Umgebung und man geht dort wenig zimperlich mit vermeintlich Verrückten um. Auch die Schicksale der dort als Sklaven gehaltenen Pferdewesen bereiten besonders Eva Bauchschmerzen.[…] Am Ende bleibt nur noch die Flucht aus Unterhessen in die feindliche Anderwelt mit all ihren Flugdämonen und anderen Gefahren.
Peter Lancester geht in diesem zweiten Band der Chroniken nicht zimperlich mit seinen Akteuren um. Wenn etwas schief gehen kann, geht es schief. Besonders Eva, auf die sich dieser Roman stark konzentriert, steckt im Laufe der Geschichte viel ein. Mehr noch als im ersten Band werden Horrorelemente und die blutige Grausamkeit einer mittelalterlichen Welt eingebunden, so dass dieser Roman teils schon etwas an den Nerven zerrt.

Über die von Eldur verlegte „Fleisch“-Anthologie heisst es vielversprechend auf x-zine.de:

Blut fließt. Kalter Stahl dringt in lebendiges Fleisch. Hartes Eisen trennt totes Fleisch. Es stinkt nach Angst, Blut und Urin. Sexuelle verstörte Seelen zerfleischen sich gegenseitig oder einfach nur selbst.

Weitere, wenn auch spärliche Informationen zum Fortgang von Peter Lancesters Anderwelten im Eldur-Verlag findet der geneigte Leser auf http://anderwelten.blog.de.

Eldur-Verlag

Destroy, kann man da nur sagen

Theo
In Aachener Breiten benötigt Theo Trickbeat keine einführenden Worte mehr, siehe unsere früheren Beiträge. Für den Rest der Welt hinken konventionelle Vergleiche (wie: Karl Valentin/Späthippietum/geniale Dilletanten). Hier sei lieber auf ähnlich obskure Geistesverwandte wie den Niederländer Dr. Bibber verwiesen.

Seit mittlerweile drei Jahrzehnten zieht Theo sein Trickbeat-Ding durch, ohne Rücksicht auf Zeiten und Verluste. Grenzen von Outsider- und Konzeptkunst, Grantlertum und Kulturkritik, Genialem und Banalem gelten dabei heute noch weniger als früher.

Dem Schreiber dieser Zeilen bot sich Theo vor zwei Jahren dankenswerterweise als Aachen-Fremdenführer an. Der Streifzug durch Innenstadt und Pontstraßen-Viertel wurde auf Video festgehalten. Er kulminierte in einem Interview im Hauptgebäude der RWTH, wo Theo seiner Nebenlaufbahn als (vermutlich nicht eingeschriebener) Langzeitstudent der Philosophie nachgeht:

Warum Trickbeat?

Theo: Der Name spricht für sich, also ein Beat, der mittels Tricks produziert wird. Die Anlage war, Musik zu simulieren; so zu tun, als sei das ein Konzert, so zu tun, als sei das ein Lied. Und dazu verwendet man elektronische Mittel, war meine seinerzeitige Überzeugung. Nächste Frage.

Wir sitzen hier im Beton, und Trickbeats Humorismus ist härter als Beton.

Theo: Ja, richtig. Jetzt muss ich gerade sehr sachlich antworten, weil ja viele Leute Interviews mitschreiben, die sie im Fernsehen sehen – möchte man informiert werden. An anderer Stelle kann man die Trickbeat-Diskografie lesen. Man kann zum Beispiel regelmäßig informiert werden über mein Tun und Lassen und Nachforschen auf trickbeat.de. Indem das Spiel des Humors hart wie Beton sein soll, wird angespielt auf meine Gewohnheit, Humor zu verstehen als das Spiel mit den Bedeutungen. Und das ist jetzt wiederum von Milieu zu Milieu verschieden. Wenn’s darum gehen soll, tatsächlich diese unterdrückten Punkte unseres Denkens und Fühlens zu Scherzen zu verarbeiten, dann haben wir es zu tun mit einer gewissen HÄRTE. MIT, ÖH, HÄRTE UND, ÖH, HUMOR. [Holt Krümelmonster-Plastikfigur aus der Tasche.] UND ICH BIN AUUUCH DABEI! JETZT HAB‘ ICH’S DENEN GEZEIGT! NA, SIEHST DU MICH? SO, UND DAS IST JETZT WITZIG… JA? ICH ZWEIFEL‘ ZWAR DRAN, ABER NIMMS NICH SO, ÄH ÄH, JA… ICH BIN AUS PLASTIK. MEIN KOPF IST LEER. JA, TSCHÜSSCHEN, MUSS ZURÜCK ZUM PLASTIK-KEKS, HÖHÖ. Destroy, kann man da nur sagen…

7. Juni 2011

EX – ZOMBIES /TELEX – DAC TAPE von 1983

Lokale Bekanntheit erlangte die Aachener Formation EX in den frühen 80er Jahren. Ich kann nicht viel zu deren Output sagen, weiß aber, dass ich die in diesem Beitrag dargestellte und zu Gehör gebrachte Cassette, deren Titel entweder Zombies oder Telex ist, ca. 1984 nach einem Auftritt der Band in einer rauchgeschwängerten Location (Kirche, Gemeindeheim oder ähnliches) in der Nähe der Rolandstrasse oder Steinkaulstrasse von Ralf Justin gekauft habe. Ich erinnere mich außer an die vermiefte Luft, noch an den in Schweiß gebadeten, mit nacktem Oberkörper wie besessen trommelnden Schlagzeuger und an den Track BADEWANNE.

Die Kassettengestaltung des mehrfach ausklappbaren Inlets ist mehr als liebevoll gemacht. Das Tape erschien 1983 auf Christoph Schaefler’s DAC (Die Aachener Cassette) Label.

EX – Zombies – Seite 1
http://www.divshare.com/download/15014261-69c
EX – Zombies – Seite 2
http://www.divshare.com/download/15015324-a64

Der Verdacht, Sounds und die Geheimnisse der Antoniusstraße Pt.2

Filed under: Aachen in den 80ern, SMC — karl pach @ 6:34 am

Das alte Haus im Puff steht tatsächlich noch. Der Einlaß in eine benachbarte Immobilie offenbarte einen Blick auf das Obergeschoss. Dieser Besuch verlief wohlgemerkt ohne die sonst übliche Tiefenentspannung… Freundlicherweise wurde mir Ausblick von der gegenüber gelegenen Seite gewährt, zum Haus selbst bin ich noch nicht vorgedrungen.

Das Zimmer mit dem direktesten Ausblick zum besagten Hinterhaus kam überraschend stylisch daher. Das Interieur incl. Bett war noch original 60er Jahre, wie obige Bilder dokumentieren.

Die Strasse sollte komplett unter Denkmalschutz gestellt werden!

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