Klassische Vintage Heiliger+Kleutgens-Tüte in der Größe ca. 50x50cm (Speicherfund). Wer weiß, welcher Jahrgang das ist? Hatten die alle so einen verstärkten Griff oder die (kleineren) LP-Tüten nicht? Gab es auch Single-Tüten?

Nachdem Karl die Rubrik „Tram-Werbung“ vor einiger Zeit eröffnet hat, folgt nun Volume 2. Die Aachener Strassenbahnwerbung scheint doch sehr von Möbelhäusern dominiert gewesen zu sein, Reklame hiesiger Schallplatten- und Hifigeschäfte findet sich recht selten. Hier aber nun 2 Fotos mit Allo Pach Werbung aus dem sehr empfehlenswerten Buch „Euregio Tram Revue“: zuerst die Linie 15 (die ja bis zum bitteren Ende, 1974 noch fuhr) in der Peliserkerstrasse, am Bunker, Datum ist unklar, dann die Linie 1 (Hbf-Haaren?), hier an der Metzgerstrasse (8/1958).
…jedenfalls was die Örtlichkeit betrifft, ist durch dieses zufällig gefundene Foto von 1984 (links)bewiesen WO Montanus untergebracht war: nämlich in der Mitte der Adalbertstrasse und nicht etwa „in den Räumen der Wohlthatschen Buchhandlung“, wie von einigen Mitbloggern vermutet. Babula und ich waren letzte Woche zur Beweissicherung auf Ortsbesichtigung (siehe rechtes Foto), ehe das Haus noch abgerissen wird, was ja täglich passieren kann…
Jörg Z. war so freundlich folgende Adressbucheinträge zur Verfügung zu stellen:
Vielen Dank lieber Jörg!
Bei Babula in der Pontstrasse gab es ja neben linker/alternativer Literatur auch obskure Schallplatten und Cassetten zu kaufen.
Unklar ist:
a) wann eröffnete der Laden?
Dass Ba-bu-la Basisbuchladen heißt, war mir bis gestern nicht klar (s. Anzeige), der Name läßt ja irgendwie darauf schließen, dass seine Eröffnung irgendwann in den späten 60ern stattfand.
Die Anzeige stammt aus einer Schülerzeitschrift vom Februar 1982:
b) wann machte der Laden dicht?
Im Wintersemester 1985/86 jedenfalls gab es Babula noch, wie wir aus einer Anzeige des Labyrinths in einer Studenten-Informations-Broschüre erfahren:
Dann verliert sich die Spur. Wurde an anderer Stelle weitergemacht?
Wann? Wo? Gibt es Fotos?
…gab es 1987 eigentlich schon Saturn o.ä. in der Stadt?
Jedenfalls präsentiert sich diese Anzeige aus dem Jahre 1987 ganz so, als wäre Allo zu diesem Zeitpunkt noch die klare Nr. 1 in Aachen.
Hat man eigentlich intern die Kunden über all die Jahrzehnte gezählt?
Und wer war der Glückliche, der an diesem Tage (langer Samstag?) die dufte Überraschung überreicht bekam?
Wie immer bleiben Fragen offen…
(Dank an Jörg Z.)
Habe leider kein Foto des Ladens und traue mich nicht eins von seiner Homepage zu kopieren. ALLO hat das Mysterium Jürgen ja bereits mit Bravour durchleuchtet, doch seien noch kurze Ergänzungen und persönliche Erlebnisse von mir gestattet.
Ich hatte manchmal die Gabe etwas aus Jürgen, einem Kerl von einem Mann, rauszukitzeln. Dies war beileibe nicht einfach. Vor allem wollte ich immer wissen, WER denn Belfast von Boney M für 23 Mark kauft, und da er beispielsweise Rivers Of Babylon 17 mal in allen möglichen Zuständen, also von Cover druckfrisch bis Schnurrbart gemalt und Augen ausgestochen, ebenfalls alle für 23 Mark verkauft und nicht erst mal die ersten 15 für sagen wir 5 Mark und die letzten beiden für 23 Mark? Die zwar leicht veränderten, aber sinngemäß immer gleichen Antworten lauteten in etwa so: „…irgendwann kommt ein Japaner und kauft das…“ oder „…ich hab hier Kunden aus der ganzen Welt, die kommen rübergeflogen….“ oder „ist doch egal…irgendwann verkauf ich es.“ oder sogar „Ich brauch nix zu verkaufen….“
Auf eine Anmerkung von mir, dass in einer Hülle die falsche Platte steckt, erhielt ich zur Antwort, das sei egal, der Kunde probiert ja auch im Kaufhof eine Hose zuerst an (was immer das bedeuten soll…. )??!!??
Ganz toll war auch die Antwort, wo denn die SOUL Singles stehen. Antwort: „Da oben, wo BLACK PEOPLES draufsteht! „Das Harte und gleichzeitig Traurige daran ist, dass Black Peoples zufälligerweise auch noch einen entfernten Sinn ergibt.
Schön war auch die Ecke mit den Samplern (nun ja..Ecke, ich habe ganze Ladenlokale gesehen, die waren kleiner als DIESE Ecke). Nur der allerletzte Dreck. Da Jürgen dies wohl in abgeschwächter Form haufig zu hören bekam, wich er -und das ist mehr als bemerkenswert- von seinem, von Allo glänzend beschriebenen, Preissystem ab und verkaufte alle Sampler zumindest ab 1999 oder so für 6 Euro(!) das Stück. Auf meine Anmerkung, das selbst dies doch VIEL zu teuer sein, erhielt ich die fachmännische Antwort: SAMPLERS (man beachte das S) verkaufen sich immer. Toll war auch die Aussage so um 2002 rum, dass die Zukunft im Internet liegt.
Einmal kam ein GOTIKER in den Laden (der übrigens fast immer leer war, wenn ich da war) und fragte nach einem Sisters of Mercy Bootleg und bekam zur Antwort , dass gestern (!!) jemand da war und ALLE gekauft hat. Ich schaute dann später mal unter S nach und fand jede Menge Sisters Boots. Also tatsächlich lieber nix verkaufen als irgendwas tun zu müssen.
Erstaunlicherweise konnte ich dennoch hin und wieder etwas finden. Ich erinnere mich an den Kauf einer seltenen Postpunk-Single von den Mudhutters (total falsch wegsortiert), die ich für 25 Mark oder so ergattern konnte.
Einmal kam ich kurz vor Ladenschluß in den Laden und wurde nicht, wie sonst üblich, direkt des Ladens verwiesen, mit der Bemerkung, man schließe gleich (also in etwa 30 Minuten oder so), sondern Jürgen war bester Laune (offensichtlich neue Ballerrekorde aufgestellt oder den ganzen Tag die Bude voller Japaner gehabt) und hatte eine Platte von Peter Alexander (glaube ich) oder so aufgelegt und sang dabei phasenweise gut gelaunt mit. Ich blieb ein bisschen, lobte sein Preissystem und zog gegen 19.15 Uhr (!!!) verwirrt von dannen.
Dennoch, eins muss man trotz allem Unverständnis neidlos anerkennen. Europas grösster Plattenladen? existiert jetzt mehr als 20 Jahre und Jürgen hat sich wahrscheinlich dort nicht kaputt gearbeitet, sondern hatte viel Ruhe und Gelassenheit, die er auch –und jetzt vollkommen ironiefrei- ausstrahlte. Innerlich vermutlich gefestigter als viele seiner Besucher und/oder Lästerer. Einen unzufriedenen Eindruck hat er auf mich auch selten gemacht (es sei denn man wollte Platten anhören oder so). In diesem Sinne…leben und leben lassen.
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