Das sogenannte „Freizeitgelände“ an der B57 diente das ein und andere Mal als Location für Open Air-Festivals, meines Wissens zum ersten Mal 1984, als bei „Rock im Park“ leider ohne meine Anwesenheit u.a. THE CURE, TALK TALK, THE CHAMELEONS und THE CULT auftraten. 1989 fand dann das erste „Eurock“ statt und bot als Highlight die brachialen australischen Landburschen COSMIC PSYCHOS, von deren Auftritt wohl auch ein Bootleg herumschwirrt. Sonst waren u.a. noch vertreten: Die jüngst reformierten JINGO DE LUNCH (mit Ex-Aachener Tom S. an der Gitarre), KMFDM, URBAN DANCE SQUAD und die französischen Funpunker LUDWIG VON 88. Das für meinen Geschmack wohl beste Line-Up bat das Festival ein Jahr darauf, und dieser zufällig auf youtube gefundene Clip der MOVING TARGETS brachte erst den Anstoß dazu, diesen Artikel hier zu verfassen:
Der Clip wurde offensichtlich noch mit anderen Gigs zusammengeschnitten, die Aufnahmen bei Tageslicht stammen aus Alsdorf. Mit den sympathischen Postpunkern aus Boston wollten wir eigentlich auch ein Interview führen, was aber daran scheiterte, daß man als Aufzeichnungsmaterial nur einen Kugelschreiber und keinen Kassettenrekorder dabei hatte und der Kugelschreiber zudem an den Schlagzeuger verliehen wurde und nie wieder gesehen ward. Dafür durften wir ihnen aber den Backstage-Rotwein wegsaufen. Ein weiteres Highlight 1990 waren die Briten MEGA CITY FOUR um den vor 5 Jahren verstorbenen Sänger Wiz, eine der feinsten melodischen Punkbands, die man sich zu dieser Zeit reinpfeifen konnte. Headliner waren SOUL ASYLUM, und das, als sie noch eine härtere Gangart anschlugen, bevor sie dann 1-2 Jahre später meinten, mit dem Schmusesong „Runaway Train“ in die Charts kommen zu müssen. Sonst sind noch die Belgier PARANOIACS in positiver Erinnerung von diesem Festivaljahr, an dem, meine ich, auch das Wetter am Besten gewesen war.
1991 stachen die Lofi-Rocker DEAD MOON aus dem Programm hervor, wobei sie auf so einer großen Open Air-Bühne ein wenig deplaziert aussahen, gefolgt von UNION CARBIDE PRODUCTIONS aus Schweden, deren überaus agilen Sänger man in seiner aktuellen Truppe THE SOUNDTRACK OF OUR LIVES nun mal überhaupt nicht mehr wiedererkennt. Sonst noch am Start: DER START, BABES IN TOYLAND, CLAW BOYS CLAW, CHUMBAWAMBA und andere. Intermezzo 1992: Zum einzigen Mal machte auch das BIZARRE FESTIVAL in Alsdorf halt, zum Line-Up gehörten neben BLUR, CARTER USM, THE POGUES, RUNRIG, schon wieder URBAN DANCE SQUAD auch die RAMONES. Wer aber extra für Letztere das teure Ticket gelöst hatte, dürfte sich ziemlich in den Arsch gebissen haben, brachen diese ihr Set doch bereits nach 6 Songs ab. Wir standen kostenfrei auf einem nahegelegenem Hügel und ich meine, mich zu erinnern, daß der Abbruch stattfand, weil die Bühnen-Absperrung den pogenden Massen nicht standgehalten hat. Hier steht allerdings etwas davon, daß sich CJ den Arm gebrochen hat, vielleicht hängt das eine mit dem anderen ja auch zusammen…
1992 fand dann auch das letzte Eurock statt und war plötzlich auch recht teuer geworden (89 und 90 war noch freier Eintritt, 91 noch recht billig, wenn ich mich recht erinnere). Bandmäßig bekam man geboten: MONSTER MAGNET, BLUMFELD, JAH WOBBLE, THE WALKABOUTS sowie unter anderen noch die feinen französischen Gitarrenfräser LES THUGS, an deren Auftritt ich mich noch am besten erinnern kann. (Monster Magnet war wohl schon zu spät und, äh, zu zu.) Via einer Blumfeld-Fanpage stieß ich auf diesen Romanauszug des auch hier als Kommentator verehrten Herrn kilowatt, der nicht nur das 92er-Festival beschreibt, sondern auch noch einige Erinnerungen an den 84er-Event enthält. Meine Flyer und Fotos zu den Festivals sind seit Umzug noch nicht wieder aufgetaucht, also gibt es zur Illustration gleich noch einen Clip der Moving Targets. Ergänzungen zu den Erinnerungslücken, persönliche Anekdoten und weiteres sind wie immer in den Kommentaren gerne gesehen.
Hatte “Rock im Park” 84 (oder war das doch eher 85?) aussen am Zaun erlebt. Die hatten das komplette Gelände eingezäunt und reichlich Wachpersonal postiert. Ein Reinkommen war nur schwer möglich, trotz mitgebrachter Drahtscheren…
Das Festivalgelände ist übrigens von Duffesheide fußläufig zu erreichen.
Kommentar von karl pach — 11. April 2012 @ 5:42 am
Auf so einen Bericht habe ich schon lange gewartet, denn ich hab diese Festivals nur ganz am Rande mitbekommen. Bin irgendwann auch da gewesen (1989 mit Karl?), kann mich aber partout nicht mehr an irgendwelche Bands erinnern. Weiß nur, dass mich alle gelangweilt haben…
Kommentar von Allo Pach — 11. April 2012 @ 1:16 pm
Beim 1984er hat mich vor allen Dingen THE CULT fasziniert, die damals noch relativ unbekannt in Deutschland waren. Beim Ramones-Gig stand ich in der ersten Reihe und es stimmen beide versionen, zum einen hielten die Absperrungen nicht (das gibt´s noch extreme Fotos aus der Presse AZ und BILD!) zum anderen kam nach einiger Zeit Joey zusammen mit einem Sprecher auf die Bühne und erzählte die Version mit dem „broken arm“. Ich hatte damals gehofft, dass die Pogues mit dem zwischenzeitlich eingesprungenen Joe Strummer von den Clash auftreten würden, aber leider nicht. Also insgesamt war es ein lala-Festival.
1994 trat auch Herbert Grönemeyer dort bei der Chaos-Tour auf…es regnete Bindfäden und es war arschkalt…da war als Vorgruppe Paul Weller!
Mich würden Fotos interessieren…oder alte Tickets…!
Kommentar von Hans — 13. April 2012 @ 7:40 am
Oh, ein Augenzeugenbericht, vielen Dank für den Kommentar! Fotos habe ich leider nur auf dem 1990er EUROCK geschossen, und die müßte ich auch erst mal wiederfinden. Falls jemand den BILD-Bericht archiviert hat, wäre natürlich Hammer…
Kommentar von Bübbes Kehr — 13. April 2012 @ 4:57 pm
Wunderbares Thema. Werde Euch noch ein paar gescannte Devotionalien senden. Vielen Dank auch für die Verlinkung zum Romanfragment! Euer Klaus
Kommentar von kilowatt — 14. April 2012 @ 5:03 pm
…noch eine Zusatz-Anekdote:
beim 1984 Festival fing es erstmals an, dass Dosen nicht aufs Festival-Gelände mitgenommen werden durften…deswegen gab´s am Eingang kleine Plastik-Kanister, die man natürlich kaufen musste (!!) um seine Getränke umzufüllen…ein irrer Schwachsinn! und dementsprechend schmeckte dann auch das Getränk…
Kommentar von Hans — 21. April 2012 @ 8:31 am
Hach das Eurock 1992… Ich hatte die Ehre dort mit Misery L.C. als einer der Opener zu spielen. Und das Pech das Equipment wegbringen zu müssen, als Monster Magnet gespielt haben. Ich kann mich nur an den Anfang erinnern: Sie müssen eine der energieaufwändigsten Lightshows gehabt haben, denn als Sie anfingen, brach das heftigste Gewitter ein dass ich je erlebt habe 😀 Schön verästelte violette Flashes. Wers gesehen hat wird sich sicher erinnern 😉
Kommentar von Michael — 4. Januar 2013 @ 6:51 am
Es war tatsächlich so, dass ein Bandmitglied der Ramones sich schon nach weniger als 6 Liedern den Arm brach und versuchte weiterzuspielen doch nach dem 6. Song abgebrochen wurde. Wir standen vorderster Front und haben weitergefeiert die Pogues hatten vorher ja gut eingeheizt. +++++ unvergessliches Festival +++++++
Kommentar von Basch U Birgit — 9. Oktober 2013 @ 12:29 pm
War auch 1990 beim Eurock und hab noch heute das damals erstandene MC4 Shirt im Schrank. Shirts von solchen Bands schmeißt man nicht weg! Wäre schön wenn es eine Neuauflage des Eurock zustande kommen würde!
Kommentar von Frank S — 14. September 2014 @ 8:56 pm
1984 war ich in hauptsächlich wegen „cure“ da. TALK TALK war sooo gut angekommen, dass „the cure“ uns 1 Std. warten ließ…
fand ich uncool und gespielt hatten sie für meinen Geschmack auch schon besser z.B. 1981 im Eurogress.
Kommentar von sigi p. — 10. April 2021 @ 4:09 pm
bei „Talk Talk“ hatte ich mich nach und nach bis ganz vorne geschlängelten, dann kam „it’s my life“ und ein Tsunami Menschen…
sodass ich nur schleunigst im Untergrund die Flucht nach hinten gewählt hatte. Mit einer „suzi quatro-größe“ war mir dass zu „heavy“
Später im Meisenfrei fragte Paul, ob ich beim Friseur war?? Das waren die 80er, zerzaust war in, hihi
Kommentar von sigi p. — 10. April 2021 @ 4:22 pm