Aachener Untergrund Kultur

20. Februar 2013

Aachener Untergrund Kultur = Subkultur Westberlin

Filed under: Aachen in den 80ern, Aachen-international, Aachener Untergrund, Aktionskunst, Fanzine, Kunst & so, Trickbeat — Dieter Antonio Schinzel @ 9:28 pm

Seit Anfang dieses Jahres sorgt Wolfgang Müllers 579seitiges Erinnerungsbuch Subkultur Westberlin 1979-1989 für Rauschen im Blätterwald. (Wer Müller nicht kennt, obwohl er oder sie diesen Blog liest: genialer Tödliche Doris-Dilletant, seit den 90ern in Dieter Roths Island-Fußstapfen wandelnd). Auf den Seiten 109 sowie 388-392 wird das gemeinsame Gastspiel der Tödlichen Doris mit den Aachener 80er Jahre-Untergrundkulturexporten Bierfront und Trickbeat auf der Documenta 1987 in Kassel gefeiert. Wir zitieren S. 389:

Eine Sponsoring-Zusage [für den documenta-Auftritt der Tödlichen Doris, Anm.] gibt es lediglich vom Aachener Punk-Fanzine Bierfront und vom Westberliner Lokal Kumpelnest 3000. […] Im documenta-8-Katalog finden sie sich nun gleichberechtigt zwischen den Namen internationaler Großkonzerne, riesiger Unternehmen und Banken: „Bierfront und Kumpelnest 3000“. Das Aachener Punk-Fanzine stiftet achtzig Dosen Bier, während das Ex-Bordell Kumpelnest 3000 einen Betriebsausflug für seine Angestellten nach Kassel finanziert. 

S. 393:

In der Diskothek New York entsteht während der zehn Tage dauernden Performancereihe die documenta-8-Bierfront. Statt der Punkcharts ist sie mit einer Kunsthitliste versehen. Sie enthält die zehn besten Kunstwerke der documenta 8. Punk und Kunst begegnen sich erstmals – auf Augenhöhe. Die auf hundert Exemplare limitierte Sonderausgabe des Punk-Fanzines ist heute ein begehrtes Sammlerstück, sowohl in Punk- als auch in Kunstkreisen.

S. 109:

Ein gecharterter Reisebus, gefüllt mit documenta-8-Besuchern, die um Punkt 21 Uhr in der Diskothek New York abgeholten worden sind, fährt um die Unsehenswürdigkeiten von Kassel herum. Der vom Fanzine bestellte Reiseleiter ist Theo Rick von der Aachener Band Trickbeat. Seine Infos über die Unattraktionen der Stadt gibt er durch ein übersteuertes Megafon bekannt. Plötzlich stoppt der Bus. Rüde werden die Passagiere aufgefordert, sich jeweils eine Bierdose von der Pyramide zu nehmen und zu öffnen. Zwei der hundert äußerlich identischen Dosen enthalten jedoch Fanta statt Bier. Wer diese erwischt, dem überreicht Theo Rick eine Schallplatte mit Musik.

S. 106:

Image

4 Kommentare »

  1. Alle Achtung. Gute Recherche. Salutations Didier, Gemmenich

    Kommentar von vdoernberg — 20. Februar 2013 @ 9:42 pm

  2. […] bekannt als Papst Piss, Papst Pest und Frank Castro: von Urin über 10-Neger- und Au Hur-Tapes und Bierfront bis zu Punkrock-Karaoke und aktionskünstlerischem DJing ist er die wohl älteste noch aktive Figur […]

    Pingback von Frank Papst Buchholz | Aachener Untergrund Kultur — 24. Februar 2013 @ 4:36 pm

  3. […] Fund im Netz, auf den Webseiten der Fachzeitschrift Die Deutsche Bühne: Ludger Engels, Regisseur am Theater Aachen, schreibt über seine Adaption von John Cages Europeras anno 2006; einer Oper, die den Musik- und Requisitenfundus diverser Opernklassiker nach dem Zufallsprinzip collagiert. Dass Cage, Fluxus, Intermedia- und Performancekunst nach einem halben Jahrhundert (mit Anfängen auch in Aachen) im deutschen Stadttheater angekommen sind und dort noch für Kopfzerbrechen über die klassische Dreisparteneinteilung sorgen, finden wir übrigens nicht sonderlich interessant. Bemerkenswerter, zumindest für dieses Blog, ist Engels’ kleine Verbeugung an den Aachener 80er Jahre-Untergrund einschließlich Bierfront, UKW und den für den “Musicircus” angeheuerten Wolfgang Müller: […]

    Pingback von Von UKW und Bierfront via John Cage zum “Aachen Musicircus” | Aachener Untergrund Kultur — 24. Dezember 2013 @ 7:39 pm

  4. […] Fund im Netz, auf den Webseiten der Fachzeitschrift Die Deutsche Bühne: Ludger Engels, Regisseur am Theater Aachen, schreibt über seine Adaption von John Cages Europeras anno 2006; einer Oper, die den Musik- und Requisitenfundus diverser Opernklassiker nach dem Zufallsprinzip collagiert. Dass Cage, Fluxus, Intermedia- und Performancekunst nach einem halben Jahrhundert (mit Anfängen auch in Aachen) im deutschen Stadttheater angekommen sind und dort noch für Kopfzerbrechen über die klassische Dreisparteneinteilung sorgen, finden wir übrigens nicht sonderlich interessant. Bemerkenswerter, zumindest für dieses Blog, ist Engels’ kleine Verbeugung an den Aachener 80er Jahre-Untergrund einschließlich Bierfront, UKW und den für den “Musicircus” angeheuerten Wolfgang Müller: […]

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